Zum Studienplatz per Fünfjahrplan

Die Suche nach einem Studienplatz in der DDR erfolgte individuell –
und war doch nur innerhalb der planwirtschaftlichen Staatsziele möglich. Der volkswirtschaftliche Bedarf, die soziale Herkunft und politische Linientreue entschieden über die Bildungschancen.

Die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar (HAB) war eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen in der DDR. Ihr Ruf reichte weit über die Landesgrenze hinaus. Die Studienfächer reichten von Architektur, Bauingenieurwesen, Baustoffverfahrenstechnik über Rechentechnik und Datenverarbeitung bis zu Gebietsplanung und Städtebau. Die DDR betrieb eine von sozialistischer Planwirtschaft
geprägte staatliche Wirtschaftspolitik. Von der Staatlichen Plankommission des DDR Ministerrates wurden alle Ziele für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung
der DDR festgelegt. Die zentral vorgegebenen Planziele waren von Betrieben und auch Hochschulen innerhalb von Jahresplänen
und strategischen Fünfjahresplänen zwingend umzusetzen.


Für Hochschulen gab es vorgeschriebene Studienplatzkontingente, um besonders benötigte Fachrichtungen zu fördern. Durch die Hochschulbildung sollten Arbeitskräfte für die sozialistische Volkswirtschaft passgenau für die Zukunft bereitgestellt werden.


Der Fünfjahrplan sah neben der Neugründung von Hochschulen auch eine Kontingentierung der Studierendenzahlen vor. Die Qualität
der Ausbildung stand dadurch häufig im Konflikt mit der Quantität. Ressourcenknappheit und mangelnde Infrastruktur führten zu Engpässen bei Ausstattung und Lehrkapazitäten. Die staatliche Kontrolle der Planerfüllung bedeutete wiederum eine starke politische Kontrolle und Einflussnahme auf die Lehre.

Studierende während eines Entwurfsseminars,
Mitte 1980er Jahre


Die Forschung war in die staatlichen Planvorgaben eingebunden und wurde stark auf aktuelle Bauvorhaben in der DDR ausgerichtet. Dabei lag der Fokus auf der Förderung des sozialistischen Städtebaus. So gab es
innerhalb standardisierter Plattenbau-Systeme Ansätze, die typischen Wohnblöcke durch kreative Fassadengestaltung und variable Wohnungsgrößen aufzuwerten, um die monotone Architektur zu durchbrechen. Trotz politischer Einflussnahme auf die Lehrtätigkeit gab es an der Hochschule auch Spielräume für intellektuelle Debatten und kreative Experimente. Seminare boten eine Plattform für den Austausch alternativer Ansätze und den Einsatz neuer Materialien im Bauwesen.
Im Fokus stand die Erfüllung der Planvorgaben – zumindest auf dem Papier.

Einführungskurs im Treppenhaus des Hauptgebäudes, Mitte 1980er Jahre