Die Journalistik-Ausbildung im Staatsauftrag

Die Karl-Marx-Universität in Leipzig bildete als einzige Hochschule in
der DDR Diplom-Journalisten aus. Hauptziel war die Erziehung der
angehenden Pressevertreter zu ideologisch gefestigten und parteitreuen Propagandisten.

Der Studiengang Journalistik hatte eine besondere Nähe zum sozialistischen Staat. Voraussetzung für die Zulassung war ein einjähriges
Volontariat, etwa in einer Redaktion der Presse, des Rundfunks, des Fernsehens oder des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes
(ADN). Erst von dort erfolgte eine Delegierung zum vierjährigen Studium in Leipzig.

Die Ausbildung im Marxismus-Leninismus,
in Politischer Ökonomie und der Geschichte
der Arbeiterbewegung durchdrang das
gesamte Studium. Dazu standen Fächer wie
Aktuell-politisches Argumentieren, Militärpolitik, Massenmedien und politische Massenarbeit im Vordergrund.

Die Beschäftigung mit der Parteipresse, den Rundfunk- und Fernsehprogrammen der DDR und das gründliche Studium der Parteidokumente lehrten stets, den Klassenstandpunkt zu vertreten. Im Januar 1988 debattierten die angehenden Diplom-Journalisten
noch selbstbewusst darüber, wie die Massenmedien in den nächsten zwanzig Jahren den ideologischen Kampf weiterführen würden.
Im Kapitalismus ständen sie dabei für »Manipulation und ideologische Diversion« und die Verbreitung »friedensgefährdender
Ideologien«. Im Sozialismus dagegen dienten sie der Friedenserziehung und der Förderung des Vertrauens.

Das journalistische Handwerk wurde in kleinen Studiengruppen und Werkstattwochen unter Anleitung von Wissenschaftlern und
Praktikern ausführlich eingeübt. Die Studenten verfassten journalistische Beiträge, schrieben Pressetexte, produzierten Zuarbeiten für Fernsehen und Radio. Sie führten Interviews und schrieben Beiträge für die SED-Zeitung der Karl-Marx-Universität. Auch in der Parteiarbeit wurden die Studenten eingesetzt: Zur Kommunalwahl im Mai 1989 arbeiteten
Die Karl-Marx-Universität in Leipzig bildete als einzige Hochschule in
der DDR Diplom-Journalisten aus. Hauptziel war die Erziehung der
angehenden Pressevertreter zu ideologisch gefestigten und parteitreuen
Propagandisten. die Journalistikstudenten als Agitatoren der
SED und als Wahlhelfer im Leipziger Stadtgebiet.

Im vierten und letzten Studienjahr gab es zusätzlich zur Absolventenlenkung noch ei sechswöchiges Berufspraktikum in der künftigen »Einsatzredaktion«. Eine individuellen Wahl der späteren Arbeitsstätte war nicht vorgesehen, die gesellschaftliche Planung hatte
Vorrang.