Wohnheime und Schwarzwohnen

Wohnraum war knapp. Die DDR versuchte seit den 1970er Jahren mit
Plattenbausiedlungen das Wohnungsproblem zu lösen. Zugleich nahm der Leerstand im Altbau und der Verfall der historischen Innenstädte zu. Dies führte zur Unterwanderung der staatlichen Wohnraumförderung.

In den 1980er Jahren war das Schwarzwohnen in Weimar, wie auch in anderen Städten, ein verbreitetes Phänomen, das aus einem
akuten Mangel an Wohnraum resultierte. Die Wohnungsvergabe war strikt durch den Staat geregelt. Besonders junge Alleinstehende und
unverheiratete Lebensgemeinschaften hatten bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung nur mit jahrelangen Wartezeiten die Aussicht
auf eine eigene Wohnung. Für Studierende standen folglich außerhalb der Internate keine Wohnungen zur Verfügung. Die Verhältnisse in den Wohnheimen waren äußerst beengt.

Dies zeigte sich etwa am Beispiel des Wohnheims am Jakobsplan. Seit der Inbetriebnahme im September 1972 war es überbelegt. 866 geplante Plätze wurden schon zur Eröffnung mit 1.000 Studierenden belegt. Das änderte sich nicht bis zum Ende der DDR. Feste Regeln bestimmten zudem den Alltag in den Wohnheimen. Pförtner und Hausmeister führten ein strenges Regime, sie kontrollierten
das Kommen und Gehen zu festgelegten Tageszeiten und die alltäglichen Abläufe im Wohnheim. Viele waren mit dieser Wohnsituation
unzufrieden und strebten ein individuelleres Wohnen mit mehr Privatsphäre an. Diesen Raum bot das Schwarzwohnen.


Bei den meisten Schwarzwohnungen handelte es sich um sanierungsbedürftige, wenig attraktive Wohnungen, die oft erst nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten bewohnt werden konnten. Diese Wohnungen hatten meistens feuchte Wände, kaputte Dächer, undichte Fenster und schadhafte Öfen. Trotz dieser Umstände zogen viele das Schwarzwohnen gegenüber dem Wohnheimplatz vor.
Das Schwarzwohnen war zumeist nicht politisch motiviert.

Es handelte sich dabei um ein Mietverhältnis, das von offizieller Seite, der
städtischen Wohnungsvergabestelle, nicht unterstützt und anerkannt, aber angesichts des desolaten Zustands der Altbauten geduldet wurde. Informationen über freistehende Wohnungen verliefen unter der Hand an Freunde und Bekannte. Diese informelle Praxis trug zur Entstehung von Parallelgesellschaften und Subkulturen bei, die sich außerhalb der
staatlichen Kontrolle entwickelten.