Der Mensafasching war seit 1972 ein kultureller Höhepunkt für Hochschule und Stadt Karl-Marx-Stadt. Hier tobten sich die Närrinnen und Narren so richtig aus. Bei der Ausgestaltung wurde kein Aufwand gescheut.
Das Jahr 1959 gilt als das Gründungsjahr des Hochschulfaschings in Karl-Marx-Stadt. Mit dem Programm »Notlandung auf der Venus« ist der erste offizielle unter einem Motto stehende Fasching verbürgt. Dieser
Fasching fand noch im Kulturpalast der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut statt.
Da zu DDR-Zeiten das »Faschingsventil«, durch welches die Studentenschaft ihren Unmut loswerden konnte, auch für die Staatssicherheit sehr interessant war, hatten es die Veranstalter nicht immer ganz einfach. 1988 waren insgesamt 18 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi im Einsatz, um das Faschingstreiben zu überwachen. IM
»Schmidtchen«, im realen Leben Mitglied der FDJ-Grundorganisationsleitung der Sektion Informationstechnik, erhielt im Jahr 1987 zum Beispiel 50 Mark für einen Bericht über die Faschingsveranstaltung.
Das Programm war damals schnell im Kasten. Ein Witz über den Berliner Fußballklub, zwei öffentliche Brustwarzen und drei Schüsse gegen den herrschenden KlassenSprecher – schon war ein erotisch-gesellschaftskritisches Faschingstreiben auf der Bühne perfekt.
Seit 1972 wurde der Fasching in der neu errichteten Mensa an der Reichenhainer Straße ausgerichtet und entwickelte sich zu einem
alljährlichen Höhepunkt des städtischen wie des Studentenlebens. Hinsichtlich Dekoration und Veranstaltungsvielfalt wurden in der
neuen Mensa gigantische Maßstäbe gesetzt.
Ein Grund dafür waren die reichlich sprudelnden Kulturgelder, die von der FDJ-Kreisleitung der Hochschule flossen.
Der wohl größte jemals gefeierte Fasching an der Hochschule fand im Jahr der Statuserhebung zur TU 1986 sowie der nachfolgenden
Der Mensafasching war seit 1972 ein kultureller Höhepunkt für Hochschule und Stadt Karl-Marx-Stadt. Hier tobten sich die Närrinnen und Narren so richtig aus. Bei der Ausgestaltung wurde kein Aufwand gescheut. Saison statt. Auf der »1. Unimarinade« feierte der Chor der Professoren mit dem Rektor an der Spitze große Erfolge vor dem studentischen Publikum. Acht übervolle Veranstaltungen liefen in der Mensa über die Bühne.
Unter dem Motto »Bei uns bröckelt der Putz« wurde am 9. November 1989 die letzte Faschingssaison in der DDR an der TU KarlMarx-Stadt eingeläutet. Wegen der an diesem Tage erfolgten Grenzöffnung war
die Veranstaltung jedoch schlecht besucht.
Im Jahre 1999 wurde die Mensa für eine zweijährige Sanierung geschlossen und 2003 fand sich die Faschingsgemeinde
zum letzten Mal zusammen.