Die Leipziger Messe brachte zwei Mal im Jahr ausländische Gäste
in die Stadt, dafür mussten die Studenten ihre Wohnheimplätze
freiräumen. DDR-Studenten konnten ihrerseits nur in die sozialistischen Länder fahren.
Zur internationalen Frühjahrs- und Herbstmesse kamen zahlreiche Gäste aus West und Ost nach Leipzig. Dafür wurde jedes verfügbare Bett in der Stadt gebraucht. Hotels gab es nur wenige, also mussten Studenten ihre Zimmer in den Wohnheimen räumen, um Platz zu
machen für die Messegäste. Das hieß jedes Mal: Bücher einpacken, Schränke ausräumen und persönliche Gegenstände verstauen, um
sie bei der nächsten Wochenendheimfahrt im Rucksack zu den Eltern mitzunehmen.
Die Universitätsleitung sperrte während der beiden Messen alle Seminar- und Tagungsräume im Hauptgebäude für den Lehrbetrieb.
Dort zog zum Beispiel das Internationale Pressezentrum ein. Nach der Messe reisten die Gäste wieder ab und die Universität erhielt
Wohnheime und Seminarräume zurück.
Sich selbst die Welt anzuschauen war für Leipziger Studenten dagegen kaum möglich. Konferenzen und Tagungen in Westeuropa oder in der Bundesrepublik durften nur staatlich ausgesuchte und politisch zuverlässige Reisekader besuchen. Das bedeutete eine langwierige Überprüfung durch die Universitätsleitung, Parteigremien und das Ministerium für Staatssicherheit. Einen Reisepass erhielt man
erst kurz vor dem Reiseantritt und hatte ihn danach wieder bei der Volkspolizei abzugeben. Zuvor gab es politische Schulungen über das
richtige Verhalten im Ausland. Nach der Rückkehr war ein schriftlicher Bericht über die Gesprächspartner und deren politische Einstellung zur DDR vorzulegen.
Sprachstudenten konnten zu einem Auslandssemester delegiert werden, aber nur politisch zuverlässige Studenten erhielten einen Platz.
Vorrangige Ziele waren die sozialistischen Länder, an erster Stelle die Sowjetunion.
Erstmals durften 1988 fünf Studenten ein Semester in St. Andrews in Schottland absolvieren. Besonders überrascht waren die Leipziger Austauschstudenten von fehlenden Stundenplänen, den wenigen Lehrveranstaltungen und der selbstständigen Studienorganisation.
Hohe Heizkosten und die mühsame Jobsuche auf dem Arbeitsmarkt kannten die DDR-Studenten dagegen nicht.